Südwestmetall-Mitgliederversammlung: Industrie ist derzeit die Zugmaschine der wirtschaftlichen Erholung im Land

Prochaska: „Deshalb muss der industrielle Sektor auch weiterhin von Lockdown-Maßnahmen verschont bleiben“

Erstellt am: 28.04.2021

WAIBLINGEN – Die Industrie ist derzeit die Zugmaschine der wirtschaftlichen Erholung im Land, betonen die Metallarbeitgeber im Rems-Murr-Kreis. „Deshalb muss der industrielle Sektor mit seiner hohen Wertschöpfung auch weiterhin von Lockdown-Maßnahmen verschont bleiben“, sagte der Vorsitzende der Bezirksgruppe Rems-Murr des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Dr. Michael Prochaska, am Dienstag bei der Mitgliederversammlung des Verbands in Waiblingen.

Es dürfe auch auf keinen Fall wieder zu Grenzschließungen innerhalb Europas kommen, wie sie sich zu Beginn der Corona-Pandemie ereignet haben. „Dadurch wurden damals die Lieferketten zerschnitten und die Industrie großflächig lahmgelegt“, sagte Prochaska. Die industriellen Wertschöpfungsketten stellten ein kompliziertes Räderwerk dar. Wenn man es einmal unterbreche, dauere es mehrere Wochen, bis man es wieder zum Laufen bekomme. „Ein Industrie-Betrieb mit seinen multinationalen Verflechtungen lässt sich eben nicht wie ein Lichtschalter einfach aus- und wieder einschalten“, erklärte der Arbeitgebervertreter.

Mit dem jüngsten Tarifabschluss für die Metall- und Elektroindustrie (M+E) hätten Südwestmetall und die IG Metall einen verlässlichen Rahmen für die Unternehmen bis weit ins kommende Jahr hinein geschaffen, sagte Prochaska: „Völlig unverständlich ist mir aber, warum uns von Seiten der Politik in dieser wirtschaftlich immer noch sehr unsicheren Zeit ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen werden.“ Nach dem Lieferkettengesetz und dem Betriebsrätemodernisierungsgesetz komme das Bundesarbeitsministerium jetzt auch noch mit einem Gesetz zur Einschränkung von sachgrundlosen Befristungen.

„Dass Unternehmen, die mehr als 75 Arbeitnehmer beschäftigen, nur noch maximal 2,5 Prozent der Belegschaft sachgrundlos befristet beschäftigen dürfen sollen, ist nicht nur willkürlich, sondern würde die Unternehmen ihrer gerade in der jetzigen Wirtschaftskrise dringend benötigten Flexibilität berauben“, kritisierte der Bezirksgruppen-Vorsitzende. In Zeiten höchster Unsicherheit hielten sich viele Unternehmen mit Anstellungen verständlicherweise zurück. „Um diese Einstellungshürde zu senken, ist die Möglichkeit des flexiblen Einsatzes von sachgrundlosen Befristungen derzeit wichtiger denn je. Wenn Arbeitsminister Hubertus Heil nun ausgerechnet mitten in der Krise den Einsatz von Befristungen einschränken will, erweist er den vielen arbeitsuchenden Menschen einen Bärendienst“, bemerkte er.

Um die Wirtschaft nach Corona wieder auf Wachstumskurs zu bringen, benötigten die Unternehmen stattdessen mehr Flexibilität, steuerliche Entlastungen und eine Begrenzung der Sozialabgaben, erklärte Prochaska: „Auch schnellere Genehmigungsverfahren und ein ambitionierteres Vorgehen beim Bürokratieabbau würden für mehr Wachstum sorgen. Zudem sind höhere staatliche Investitionen in Infrastrukturen, Daten- und Energienetze nötig.“ Die Corona-Krise habe auch die digitale Rückständigkeit der öffentlichen Verwaltung und der Schulen schonungslos offengelegt. „Hier gibt es ebenfalls großen Nachholbedarf“, sagte der Arbeitgebervertreter.

 

Info: Der Arbeitgeberverband SÜDWESTMETALL ist einer der größten industriellen Arbeitgeberverbände Deutschlands. Er vertritt in Baden-Württemberg die arbeitsrechtlichen, tarif-, sozial- und bildungspolitischen Interessen von mehr als 1.600 Mitgliedsbetrieben der Metall- und Elektroindustrie. Die Bezirksgruppe Rems-Murr als eine von insgesamt 13 regionalen Vertretungen betreut 94 Mitgliedsbetriebe mit knapp 20.000 Beschäftigten im Rems-Murr-Kreis.

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Michael Kempter

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