Erstellt am: 17.01.2018
WAIBLINGEN Die Metallarbeitgeber in der Region Rems-Murr haben die IG Metall dazu aufgefordert, sich in den laufenden Tarifverhandlungen der gemeinsamen Verantwortung der Sozialpartner nicht zu verweigern. Ihr Forderungspaket ist nach wie vor insgesamt zu teuer, in Teilen ungerecht und passt nicht zu den enormen Herausforderungen, vor denen unsere Industrie steht, kritisierte Prochaska, Vorsitzender der Bezirksgruppe Rems-Murr des Arbeitgeberverbands Südwestmetall und Personalvorstand bei STIHL, am Mittwoch in Waiblingen: Bisher hat sich die Gewerkschaft aber leider nur beim Thema Arbeitszeit ein paar Millimeter bewegt. Für eine zukunftsfähige Lösung, die die Breite unserer Betriebe nicht überfordert, muss sie auch beim Entgelt und bei einer finanziellen Erleichterung für Teilzeitkräfte mehr Kompromissbereitschaft zeigen.
Derzeit erarbeitet eine Expertenkommission mit betrieblichen Vertretern beider Seiten Lösungsansätze, um in der nächsten Verhandlung in Baden-Württemberg am 24. Januar möglicherweise einen ersten Anlauf zur Beendigung des Tarifkonflikts nehmen zu können. Wir sind jetzt in konstruktiven Gesprächen. Ich habe daher kein Verständnis dafür, dass die IG Metall unbeirrt ihre Warnstreiks fortführt und sogar mit einer Eskalation nach der nächsten Verhandlung droht, so Prochaska, auch mit Blick auf die Betriebe im Rems-Murr-Kreis, die von Streiks betroffen sind.
Der Bezirksgruppenvorsitzende betonte, dass die Metallarbeitgeber seit Beginn der Tarifrunde ihre Bereitschaft signalisiert hätten, mit der IG Metall auch über eine Ausweitung von Teilzeitmöglichkeiten zu sprechen wenn die Gewerkschaft im Gegenzug auch eine Öffnung des Arbeitszeitvolumens nach oben zulasse: In der letzten Verhandlung hat sie hier nun endlich ihre Blockadehaltung aufgegeben. Nun wolle man mit der IG Metall darüber sprechen, dass mehr Beschäftigte auf freiwilliger Basis bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten dürfen und entsprechend auch deutlich mehr verdienen können. Wenn wir hier eine Lösung finden, ist auch ein bedingter Anspruch auf die geforderte befristete Teilzeit nicht ausgeschlossen, sagte Prochaska: Allerdings müssen auch hier die betrieblichen Belange berücksichtigt bleiben, indem es etwa begründbare Ablehnungsmöglichkeiten gibt.
Bei dem höchst umstrittenen Lohnzuschlag für Beschäftigte mit Kindern oder Pflegeaufwand, die in Teilzeit gehen, forderte er die IG Metall dazu auf, nicht weiter an der Form des bisher geforderten Modells festzuhalten: Jede Lösung zu diesem Thema muss rechtlich machbar sein und darf auch nicht zu einer zusätzlichen Kostenbelastung für die Betriebe führen. Prochaska kritisierte, dass schon die Grundannahme der Gewerkschaft falsch sei, dass die Beschäftigten sich dies nicht leisten könnten: Der Durchschnittsverdienst in unserer Industrie in Baden-Württemberg liegt bei knapp 64.000 Euro im Jahr. Selbst 80 Prozent davon liegen noch über den allgemeinen Durchschnittseinkommen in Deutschland.
Die Arbeitgeber verwiesen dabei erneut darauf, dass der von der IG Metall geforderte Lohnzuschlag in dieser Form auch gar nicht erfüllbar sei. Denn dies würde dazu führen, dass heutige Teilzeitkräfte keinen Zuschlag bekämen, was die Rechtsmäßigkeit der Forderung in Frage stelle. Wir können aber keinen Tarifvertrag aushandeln, der gegen das Gesetz verstoßen und unsere Unternehmen einem Klagerisiko aussetzen würde, sagte Prochaska.
Beim Entgelt betonte der Südwestmetall-Vertreter, dass die Arbeitgeber bereits in der 2. Verhandlung im Dezember ein Angebot 200 Euro Einmalzahlung für die ersten drei Monate, 2 Prozent Tabellenerhöhung ab 1. April 2018 vorgelegt hätten, das für die Beschäftigten ein echtes Lohnplus im Geldbeutel bedeute. Das ist eine größere Lohnerhöhung als zum Beispiel im Jahr 2016. Wir sind also schon einen Schritt auf die IG Metall zugegangen, die aber weiterhin an ihrer 6-Prozent-Forderung festhält. Prochaska weiter: Wenn sie sich nicht bald bewegt, wird es auch in dieser Frage schwierig zusammenzukommen.
Info: Der Arbeitgeberverband SÜDWESTMETALL ist einer der größten industriellen Arbeitgeberverbände Deutschlands. Er vertritt in Baden-Württemberg die arbeitsrechtlichen, tarif-, sozial- und bildungspolitischen Interessen von rund 1.000 Mitgliedsbetrieben der Metall- und Elektroindustrie mit fast 500.000 Beschäftigten. Die Bezirksgruppe Rems-Murr als eine von insgesamt 13 regionalen Vertretungen betreut mehr als 100 Mitgliedsbetriebe mit über 20.000 Beschäftigten im Rems-Murr-Kreis.
Michael Kempter
Geschäftsführer