Südwestmetall kritisiert angelaufene Warnstreiks als Eskalation zur Unzeit

Bezirksgruppen-Vorsitzender Dr. Prochaska: „ Es gilt, jetzt eine zukunftsfähige Lösung zu finden“

Erstellt am: 08.01.2018

WAIBLINGEN – Die Metallarbeitgeber in der Region Rems-Murr haben den Beginn der Warnstreiks in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie (M+E) als „Eskalation zur Unzeit“ scharf kritisiert. „In Tarifkonflikten gilt für Streiks und auch für Warnstreiks das Ultima-Ratio-Prinzip: Sie dürfen nur zum Einsatz kommen, wenn alle anderen Verständigungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind“, sagte Prochaska, Vorsitzender der Bezirksgruppe Rems-Murr des Arbeitgeberverbands Südwestmetall am Montag in Waiblingen: „Davon sind wir aber noch meilenweit entfernt.“

Prochaska, Personalvorstand bei STIHL in Waiblingen, verwies auf den Auftakt der dritten Verhandlungsrunde am Donnerstag in Böblingen: „Dort muss sich die IG Metall endlich bewegen.“ Die Arbeitgeber hätten ja bereits ein angemessenes Lohnangebot unterbreitet und beim Thema Arbeitszeit Bereitschaft signalisiert, über die Forderung nach Möglichkeiten zur zeitweisen Arbeitszeitreduzierung zu verhandeln – wenn das von den Betrieben benötigte Arbeitsvolumen sichergestellt werde, z.B. indem Beschäftigte individuell länger arbeiten dürfen: „Das ist unser Beitrag, die guten und sicheren Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter in unserer Industrie noch sicherer zu machen und dabei gleichzeitig unseren Betrieben gute Rahmenbedingungen zu geben, um die großen vor uns liegenden Herausforderungen meistern zu können.“

Die IG Metall hingegen habe die bereits in der ersten Verhandlung vorgelegten Arbeitgeberforderungen bisher nur rundweg abgelehnt. „Tarifverhandlungen sind kein Mikado-Spiel – nach dem Motto: wer sich zuerst bewegt, verliert“, sagte der Bezirksgruppen-Vorsitzende: „Das ist kein konstruktiver Beitrag zur Lösungsfindung. Auch die IG Metall muss unserer gemeinsamen Verantwortung als Sozialpartner gerecht werden, eine zukunftsfähige Lösung zu finden.“

Die Metallarbeitgeber warnten die Gewerkschaft  davor, bei den Streikaktivitäten zu überziehen. „Gerade angesichts der guten Konjunkturlage entstehen den Betrieben dadurch sofort erhebliche Belastungen“, sagte Prochaska. So könnten bei teilweise maximaler Auslastung Produktionsausfälle und damit verbundene Ertragseinbußen in vielen Betrieben absehbar nicht mehr aufgeholt werden. Sollten Betriebe durch streikbedingte Ausfälle in Lieferverzug geraten, drohten zudem Konventionalstrafen. „Wir haben erst zweimal verhandelt. Es gibt also noch gute Chancen, am Verhandlungstisch zu einer Lösung zu kommen“, so Prochaska: „Es ist daher unverständlich und unverantwortlich, wenn die IG Metall bereits jetzt solche Schäden für die Betriebe – und letztlich auch für deren Beschäftigte – billigend in Kauf nimmt.“

Die Metallarbeitgeber bezeichneten die Streikplanungen der Gewerkschaft, die Ganztagesstreiks im Rahmen der Warnstreiks vorsehen, außerdem als „Spiel mit dem Feuer“. Teile der Forderung – der Teilentgeltausgleich für Beschäftigte mit Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen, die ihre Arbeitszeit vorübergehend absenken – seien nicht nur realitätsfern und ungerecht, sondern deren Rechtmäßigkeit sei bereits fraglich. „Uns ist nicht daran gelegen, den Tarifkonflikt unbedingt vor Gericht auszutragen. Eine gerichtliche Auseinandersetzung ist für uns auch nur das allerletzte Mittel. Damit werden wir sehr verantwortungsvoll umgehen“, sagte Prochaska. Umgekehrt erwarte man dies auch von der IG Metall: „Die IG Metall hat es selbst in der Hand, eine rechtliche Auseinandersetzung mit einer konstruktiven und verantwortungsvollen Haltung zu vermeiden, anstatt den Betrieben mit der Zustimmungsverweigerung zu Zusatzschichten und dergleichen zu drohen.“

Info: Der Arbeitgeberverband SÜDWESTMETALL ist einer der größten industriellen Arbeitgeberverbände Deutschlands. Er vertritt in Baden-Württemberg die arbeitsrechtlichen, tarif-, sozial- und bildungspolitischen Interessen von rund 1.000 Mitgliedsbetrieben der Metall- und Elektroindustrie mit fast 500.000 Beschäftigten. Die Bezirksgruppe Rems-Murr als eine von insgesamt 13 regionalen Vertretungen betreut mehr als 100 Mitgliedsbetriebe mit über 20.000 Beschäftigten im Rems-Murr-Kreis.

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Michael Kempter

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