Südwestmetall-Umfrage: Nach massivem Wirtschaftseinbruch blicken M+E Unternehmen im Rems-Murr-Kreis etwas zuversichtlicher ins neue Jahr

Prochaska: "Betriebe stehen angesichts von Corona-Pandemie und Strukturwandel aber weiter vor großen Herausforderungen. Deshalb brauchen wir jetzt auch neue tarifliche Lösungen"

Erstellt am: 20.01.2021

WAIBLINGEN – Die Metall- und Elektroindustrie (M+E) im Rems-Murr-Kreis scheint nun zumindest den konjunkturellen Tiefpunkt überwunden zu haben: „Nach dem coronabedingten massiven Wirtschaftseinbruch im vergangenen Jahr überrascht es nicht, dass die Betriebe etwas zuversichtlicher ins neue Jahr blicken“, sagte der Vorsitzende der Südwestmetall-Bezirksgruppe Rems-Murr, Dr. Michael Prochaska, am Dienstag in Waiblingen bei der Vorstellung  einer Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen. Nachdem die Branche die konjunkturelle Talsohle offenbar hinter sich gelassen habe, könne es eben nur bergauf gehen, bemerkte er. Laut der Umfrage erwarten 37,8 Prozent der M+E-Unternehmen im Rems-Murr-Kreis eine ansteigende Geschäftsentwicklung in 2021, während 35,1 Prozent mit rückläufigen Geschäften rechnen. 27,0 Prozent der Betriebe gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus.

Die Umfrage von November und Dezember vergangenen Jahres sei aber heute leider nur noch bedingt aussagekräftig, schränkte Prochaska ein: „Zum Zeitpunkt der Umfrage gingen die Unternehmen noch davon aus, dass sich die Corona-Situation durch den Lockdown rasch wieder verbessern würde. Deshalb waren die Unternehmen damals bezüglich der weiteren Entwicklung ihrer Geschäfte auch noch optimistischer. Doch statt einer Besserung ist eine weitere Verschlechterung der Corona-Lage eingetreten, die Fallzahlen bewegen sich auf traurigem Rekordniveau.“ Dies müsse man bei der Interpretation der Zahlen berücksichtigen.

Der Bezirksgruppen-Vorsitzende erinnerte daran, dass sich die heimische M+E-Industrie schon seit Mitte 2018 in einer Abschwungphase befinde: „Die Corona-Krise hat dann den zyklischen Abschwung nochmal dramatisch verstärkt. Und derzeit ist nicht absehbar, wann der Lockdown und die Einschränkungen für die Unternehmen wieder aufgehoben werden können. Die Zeichen stehen eher auf weitere Verschärfung.“ Zudem befinde sich die Branche im Zuge von Digitalisierung und Dekarbonisierung mitten in einem gewaltigen Transformationsprozess, der durch die Corona-Pandemie sogar noch verstärkt worden sei. „Unsere Unternehmen müssen gewaltige Investitionen tätigen, um im Strukturwandel bestehen zu können“, erklärte er.

Deshalb könnten die Unternehmen im Moment keine Erhöhung der Arbeitskosten vertragen, sondern bräuchten im Gegenteil sogar eine Senkung, sagte Prochaska: „Angesichts der dramatischen Lage brauchen wir in der laufenden M+E-Tarifrunde dringend ein Entgegenkommen der Arbeitnehmerseite.“ Die Beschäftigten müssten jetzt einen Beitrag leisten, damit die Branche wieder auf die Beine kommen und die zukünftigen Herausforderungen bestehen könne. „Lassen Sie mich das sehr deutlich sagen: Bis wir das Vorkrisenniveau wieder erreicht haben, verbieten sich jegliche tariflichen Kostenbelastungen“, erklärte der Bezirksgruppen-Vorsitzende.

Stattdessen müssten nun tarifliche Lösungen gefunden werden, mit denen die Arbeitskosten gesenkt werden könnten, sagte Prochaska: „Wir fordern Möglichkeiten, vom Flächentarif abweichen zu können – für Unternehmen, die von der aktuellen Krise besonders betroffen sind oder die vor besonderen Herausforderungen stehen. Gleichzeitig brauchen wir automatische, im Flächentarif angelegte Differenzierungsmöglichkeiten, um den sehr unterschiedlichen Situationen in den Betrieben besser gerecht zu werden.“

Schon einmal, in der großen Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009, hätten die M+E-Tarifpartner bewiesen, dass sie auch in herausfordernden Zeiten gute Lösungen finden können, sagte der Arbeitgebervertreter: „Gerade jetzt, wo zur Bewältigung der Corona-Pandemie auch noch der Strukturwandel hinzukommt, muss uns das wieder gelingen.“

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