Erstellt am: 09.02.2022
WAIBLINGEN – Nach der enttäuschenden wirtschaftlichen Entwicklung im vergangenen Jahr sind die Erwartungen der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie (M+E) im Rems-Murr-Kreis auch für das laufende Jahr eher verhalten. „Selten war das wirtschaftliche Umfeld so von Unsicherheit geprägt wie im Moment“, sagte der Vorsitzende der Südwestmetall-Bezirksgruppe Rems-Murr, Dr. Michael Prochaska, am Dienstag in Waiblingen bei der Vorstellung einer Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen. „Niemand kann derzeit verlässlich vorhersagen, wie es mit der Pandemie und den Lieferketten-Problemen weitergehen wird. Und auch die geopolitische Lage birgt enorme Risiken, insbesondere der aktuelle Ukraine-Konflikt.“
Laut der Umfrage erwartet weniger als die Hälfte der befragten Mitgliedsunternehmen (48,8 Prozent) für 2022 eine ansteigende Geschäftsentwicklung. Weitere 44,2 Prozent rechnen nur mit einer Stagnation und 7,0 Prozent sogar mit einer rückläufigen Entwicklung. Hinsichtlich ihrer Ertragssituation sind die Firmen sogar noch etwas skeptischer: Nur 32,6 Prozent bezeichnen sie als gut, während 39,5 Prozent sie als lediglich befriedigend ansehen. Mehr als ein Viertel der Unternehmen (27,9 Prozent) bewerten sie sogar als schlecht. „Insgesamt wird der Erholungsprozess der M+E-Industrie wohl auch in diesem Jahr sehr holprig verlaufen“, schätzte Prochaska ein.
Gleichzeitig müssten die Unternehmen aber angesichts des grundlegenden Strukturwandels im Zeichen von Dekarbonisierung und Digitalisierung enorme Investitionen tätigen, bemerkte der Bezirksgruppen-Vorsitzende. „Deshalb müssen die von der neuen Bundesregierung geplanten Sonderabschreibungen und verbesserten Verlustverrechnungen nun rasch kommen“, forderte er. Dies würde die coronabedingt angespannte Liquiditätssituation vieler Unternehmen verbessern und ihnen mehr Spielraum für die dringend benötigten Investitionen geben.
„Und natürlich darf es keine weiteren Kostenbelastungen für die Unternehmen geben“, unterstrich Prochaska. So müsse unbedingt ein weiterer Anstieg der Lohnzusatzkosten vermieden werden. Oberstes Ziel der Politik müsse deshalb sein, dass die Sozialabgaben die Grenze von 40 Prozent des Bruttolohns nicht überschreiten. „Leider finden sich im Programm der Ampel-Koalition keine wirklichen Reformkonzepte zur Begrenzung der Sozialausgaben“, bedauerte er. Die notwendigen Strukturreformen in der sozialen Sicherung würde erneut vier Jahre verschoben. „Aber nicht nur das. Zum Teil sind sogar neue, teure Ausgabenpakete geplant, die die langfristige Finanzierung der Sozialversicherung noch weiter erschweren würden“, kritisierte der Arbeitgebervertreter.
Info: Der Arbeitgeberverband SÜDWESTMETALL ist einer der größten industriellen Arbeitgeberverbände Deutschlands. Er vertritt in Baden-Württemberg die arbeitsrechtlichen, tarif-, sozial- und bildungspolitischen Interessen von mehr als 1.600 Mitgliedsbetrieben der Metall- und Elektroindustrie. Die Bezirksgruppe Rems-Murr als eine von insgesamt 13 regionalen Vertretungen betreut 96 Mitgliedsbetriebe mit knapp 20.000 Beschäftigten im Rems-Murr-Kreis.
Michael Kempter
Geschäftsführer